Zauberei und
Mysterium. Dunkelheit und Geheimnis. Mit diesen Merkmalen charakterisieren wir
im Alltag die Magie. Das bedeutet, dass wir sie als eine mystische und überirdische
Sache darstellen, obwohl einer der Bereiche der Magie auch heute noch fester Bestandteil
unseres Alltags ist.
Die meisten Menschen
identifizieren die Magie mit der übernatürlichen Dominanz des Geistes, obwohl
wir sie – insbesondere als Kleinkind – tagtäglich anwenden, ohne uns darüber
bewusst zu werden.
Jahrtausendealt ist
der Wunsch der Menschen mit geheimnisvollen Kräften in Kontakt zu treten. Bereits
unsere Vorfahren, in Höhlen wohnende und jagende Urmenschen setzten die Magie bei
der Bezwingung des Wildes ein. Wir – die Menschen der Neuzeit – vergessen oft,
dass wir uns bei der Ausführung kreativer Tätigkeiten um die Verwirklichung
einer Idee Gottes bemühen. Das kann zum Beispiel ein einfacher Stuhl oder Tisch
aus der Tischlerwerkstatt in der Nachbarschaft oder das Wandgemälde in der
Sixtinischen Kapelle sein.
In unserer Kindheit
findet durch unsere Zeichnungen – auch wenn uns das nicht immer bewusst wird –
ein Bereich der Magie, und zwar das Prinzip der Sympathie, das gleichzeitig
auch als ein Gesetz zu betrachten ist, Anwendung. Das verdeutlicht sich darin,
dass wir zwecks der Verwirklichung der Magie bzw. des Zaubers von der Analogie
Gebrauch machen: Wenn wir ein Bild zeichnen, auf dem wir uns zwischen Vater und
Mutter befinden, heißt das, dass Vater und Mutter immer auf uns aufpassen und
uns beschützen.
Auf dem Prinzip der
Analogie beruht auch das Phänomen, wenn ein Kind das Geschenk, wonach es sich
sehnt, zeichnet und das Geschenk zur Realität wird. Von hier aus ist es nur
noch ein Sprung bis zur Voodoo-Magie, die auf demselben Prinzip beruht: Das
Abbild (die Figur) des Feindes ist imstande den Feind zu behexen oder ihn hörig
zu machen.
Es ist geradezu
paradox, dass sich die Psychologie bzw. Psychiatrie als einer der erfolgreichen
Zweige der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts ebenfalls der Magie bedient. Eine
Analogie zu dem oben genannten Beispiel: Psychologen haben beobachtet, dass Kinder,
die sich verletzt fühlen, den Elternteil auf dem Bild bedecken oder
herausreißen, auf den sie gerade wütend sind. Sind auf dem Foto keine Eltern
sichtbar, dann verlieren sich der Zorn und die Wut in Nichts. Durchschnittlich
bis zum 12. Lebensjahr haben die Kinder Probleme damit, das Geschehen in Filmen
von der Realität zu unterscheiden. Die Grenzen von Realität und Fantasie
vermischen sich miteinander – insbesondere dort, wo Animationsfiguren und
lebendige „Gestalten” aufeinander treffen. Über Jahrzehnte untersuchten
Psychologen die Gründe für den Erfolg der Serie Sesamstraße und man stellte
fest, dass sie bei den Kindern deshalb so beliebt ist, weil sie sich leichter
mit den Figuren bzw. Puppen identifizieren können.