In unserer Serie stellen wir Symbole vor, die die Menschen im Verlaufe
der Geschichte begleitet haben. Die Bedeutung der Symbole hat sich in
Verbindung mit dem Leben verschiedener Völker und Kulturen entwickelt und gestaltet.
Heute berichten wir von dem Symbol Kreis.
Er ist das
makellose Symbol der Perfektion und Einheit. Laut den Anhängern des Platonismus
und Neu-Platonismus sind der Kreis bzw. sein „räumliches Paar” die Kugel die vollendesten
Formen des Universums. Sie können das Sinnbild für Unendlichkeit, Harmonie oder
Spiritualität sein. Da Pi bzw. sein Wert eine transzendente Zahl ist, vermutete
man in der Antike, dass der Kreis sein Wesen und den Ursprung an sich in sich
birgt. Sein Umfang und seine Fläche sind zahlenmäßig nicht greifbar – das Letztere
erwies sich als unwahr, aber dafür musste man erst das Pathos brechen, von dem
der Kreis bestimmt war.
Der Kreis an
sich ist ein starkes und uraltes Symbol: Er kann sowohl den Mond als auch die Sonne
verkörpern. Wird er vervielfältigt, kann er auf die Dreifaltigkeit (drei
miteinander verknüpfte Kreise), auf Verbundenheit (doppelte ineinandergreifende
Kreise), die harmonische Verbindung von Erdteilen (Olympische Ringe) oder die
Einheit von Körper, Seele und Geist (in Form von drei konzentrischen Kreisen)
hindeuten.
In Verbindung
mit anderen – von uns später vorgestellten Symbolen – kann ihm eine andere
Bedeutung beigemessen werden. Das Kreuz in einem Kreis steht für differenzierte
Vollkommenheit. Ein mit zwei Kraftlinien durchbrochener Kreis stellt eine
Verbindung zwischen dem Streben nach unten oder oben mit der weltlichen Ausdehnung
her. Durch Hinzugabe des Kreises verwirklicht sich das göttliche Prinzip an
einem perfekten Ort, „dem besten Ort der Welt”, denn Gott selbst ist rund: Deus
est circulus – Der Wille, so wie Gott zu sein. Die energetisch stärkste Form,
die auch am Schwersten zu erschaffen ist, ist das Mandala, ein in ein Quadrat
gezeichneter Kreis. Das Mandala verkörpert bis
heute ein Rätsel, die Quadratur des Kreises, um das Quadrat anschließend wieder
in einen Kreis zu verwandeln.
Wir sollten auch
hier nicht die Zeit vergessen, die nur für den Menschen der Gegenwart eine
lineare Bedeutung hat. Unsere Vorfahren betrachteten sie noch als etwas
Zyklisches und zu sich selbst Zurückkehrendes, wie zum Beispiel die sich in den
Schwanz beißende Schlange, die nach dem Motto „der Zufall ist ausgeschlossen”
einen Kreis formt.