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Spiritualität

Die Kunst des Haiku

Die Haiku-Dichtung, die es seit etwa 1400 Jahren gibt, ist eine Mischung aus Weisheit, Ruhe und Harmonie. Viele betrachten sie als etwas Außergewöhnliches, währenddessen ein gutes Haiku zu schreiben, nicht schwierig ist. Notwendig hierfür sind eine genaue Beobachtungsgabe, die Liebe zur Natur und natürlich auch etwas Talent.

Haiku ist die Bezeichnung für eine charakteristische Verskunst in der japanischen Dichtung, die ab Anfang des 20. Jahrhunderts auch in der Literatur anderer Kulturen auftauchte. Die Versform selbst, die im gegenwärtigen Fall auch eine literarische Gattung ist, ist sehr unkompliziert. Sie besteht aus drei Zeilen, mit 5-7-5 Mora. Mora bedeutet so viel wie Zeitraum und ist eine Maßeinheit für das Silbengewicht. Die Zeilen müssen sich beim Haiku nicht unbedingt reimen, aber es ist durchaus möglich.


In den Dichtungen geht es kennzeichnend – aber nicht ausschließlich – um die Natur und deren Schönheit, sowie die damit verbundenen Stimmungen und Gefühle. Die traditionellen Haiku werden in den Anthologien nicht nach Epochen oder Verfassern, sondern nach Jahreszeiten klassifiziert. Dies bezieht sich ausschließlich auf das traditionelle Haiku; nach Auffassung progressiver Strömungen können alle möglichen Dinge (ein Bauwerk oder ein Kleidungsstück) Stimmungen und Gefühle „vermitteln”.

Die Kunst des Haiku ist mehr als „nur” Dichtung. Das Schreiben und die Suche nach den entsprechenden Worten ist eine Art von Meditation, bei der der Dichtende im Geiste Eins mit der Natur und dem Universum wird, während sein Ego aufhört zu existieren. Somit ist das Haiku eine ausschließlich deskriptive und objektive Kunst. Der Künstler fasst mit deren Hilfe die Schwingungen des Kosmos in Worte. Das durch Worte übertragene Bild vermittelt Ruhe und Harmonie. Die Beruhigung des Geistes bringt auch die Beruhigung des Körpers und der Seele mit sich und wirkt außerdem fördernd auf den Charakter und die Persönlichkeit.

Haiku ist im Grunde genommen eine eigenständige literarische Gattung, bei der der Meister, und der die Richtung angibt, das Haiku selbst, unsere eigenen Gedanken sind.  Das Schreiben der kleinen Gedichte, die aus 17 Silben bestehen, bereitet nur anfangs Schwierigkeiten, sobald  wir uns aber damit identifizieren, kommen die Gedanken fast von selbst.

Die Haiku-Dichtung, ist zwar eine individuelle Tätigkeit, auf paradoxe Art und Weise funktioniert sie jedoch am besten, wenn wir uns mit anderen darüber austauschen. Während die Formung der Wesensart und die Änderung von Grundhaltungen ein Alleinsein erfordern, ist dafür die Tätigkeit, verschiedene Auslegungen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, viel eher eine Gemeinschaft erforderlich. Die kollektivformende Wirkung zeigt sich besonders beim Vorlesen des Haiku bzw. seiner gemeinsamen Interpretation.

John Lennon sagte einmal: Schreib lieber Haiku, als Kriege zu führen! Darin liegt eine tiefe Wahrheit, denn positive Gedanken weiterzugeben und auszutauschen, wandelt alle negativen Energien unausbleiblich in das Gegenteil um.

Nehmen Sie sich – wenn möglich – jeden Tag Zeit dafür. Wenn das nicht geht, dann zumindest einmal wöchentlich vor dem Schlafen gehen. Lesen (und interpretieren) ist ebenso beruhigend, wie selbst etwas Neues zu erschaffen. Ein ruhiger Schlaf ist Ihnen zumindest garantiert.

 
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