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Liebe und Partnerbeziehung, Spiritualität

Quälende Liebesqualen

Ich habe nichts von den Karten gehalten, und doch trifft alles zu. Ich habe meinem Körper nicht geglaubt, obwohl er mir unmissverständliche Signale gegeben hat. Ich habe niemandem – nicht einmal meinen Freunden – vertraut.

Es ist ein merkwürdiges Ding, diese Zeit. Tausendmal hat sich bewiesen, dass sie die Wunden heilen kann, trotzdem beruhigt mich das nicht. Sie verändert meine Gedanken. Über die Dinge, von denen ich vor einigen Monaten noch zu hundert Prozent überzeugt war, denke ich heute völlig anders, ohne dass irgendetwas besonderes passiert wäre. Nur die Zeit ist verflossen.
Ich war verliebt, voller Sehnsucht und Schwärmerei und war hingerissen von jemandem, von dem sich nach einigen Monaten herausstellte, dass er niemals dazu imstande und bereit ist, meine Liebe zu erwidern.
Auch im Augenblick unserer Trennung war er das wundervollste Wesen, dem ich je auf diesem Erdball begegnet bin. Mit Leichtigkeit und scheinbar ohne emotionalen Schock nahm er zur Kenntnis, dass unsere Beziehung beendet ist. Ich war weit davon entfernt, daran zu denken, dass dieser Schmerz einmal vorbeigeht, den ich damals verspürte. Ich glaubte unerschütterlich daran, dass dieser mich bis an mein Lebensende begleitet, und ich mich niemals davon erhole. Ich glaubte niemand und nichts könnte ihn ersetzen.
Sicherlich ist das vielen von uns schon einmal passiert.
Obwohl ich seelisch am Boden war, begann mein Körper von diesem Tage an, anders zu funktionieren.

Ich aß nicht mehr als sonst, und trotzdem blieben die sehnsüchtig erwarteten Pfunde wieder an meinem knochendürr gewordenen Körper „hängen”. Meine abgebrochenen Nägel begannen wieder zu wachsen, meine Haare wurden kräftiger und mit einem Schlag vergingen auch die früher ständig wiederkehrenden Bauchkrämpfe. Jeden Abend fiel mir das Buch aus der Hand, nachdem ich drei Seiten gelesen hatte, ich verfiel in einen tiefen Schlaf und wachte bis zum nächsten Morgen nicht einmal auf. Ich brauchte nicht eine Schlaftablette mehr.
Mit Erstaunen betrachtete ich die Veränderungen, denn ich war noch immer zutiefst betrübt und kämpfte täglich mit dem Teufel in mir, der mir in den ungünstigsten Augenblicken ständig „zuflüsterte”: Rufe ihn an, schreib ihm, such ihn und mach alles rückgängig!
Man sagt, dass sämtliche Krankheiten seelische Gründe haben; aber bisher hatte ich es so stark noch nicht am eigenen Leibe verspürt, dass eine einzige Entscheidung zu so einem Ergebnis führen kann.

Meine Freunde, mit denen ich mich oft über mein Leben austauschte, beobachteten mit Besorgnis meine kämpferische – manchmal bedrohlich glückliche oder lethargische – Stimmung, wenn ich mit diesem Mann zusammen war, oder wenn er nicht an meiner Seite war. Sie haben mir Mut gemacht, und sind mir zur Seite gestanden, aber ich habe ihnen auch nicht geglaubt.
Meine Freundin, die „Hexe” hat mir mehrmals die Karten gelegt, und versucht zu bekräftigen, dass alles vorübergeht. Die Qualen werden ein Ende nehmen, und auch das Gefühl, dass mich jetzt noch gefangen hält.
Die Karten, an die ich nicht geglaubt habe, haben bei jeder Gelegenheit unmissverständliche Antworten gegeben. Sie standen auf der Seite meiner Freundin, und sagten immer nur das eine: Das ist nicht dein Partner. Das ist nicht der Richtige für dich. Du wirst ihn nicht lieben und es wird nicht wehtun.
Ich habe nur genickt und wollte nicht widersprechen, aber im Innersten habe ich gedacht, dass sie nicht Recht haben kann. Dieses Gefühl wird nie vorbeigehen.
Vielleicht wollte ich gar nicht, dass es vorbeigeht; vielleicht wollte ich unbedingt leiden, deshalb las ich jeden Tag seine Gedanken auf einem öffentlichen Portal, wo wir bis zum heutigen Tage Kontakt haben.

Seitdem sind vier Monate vergangen.
Die Zeit ist arglistig in mein Gehirn und meine Seele eingedrungen und hat die Dinge verändert. Ich finde nichts Konkretes, keinen Satz und keinen Hinweis, der den Zauber kaputt gemacht haben kann. Trotzdem musste ich von einem Tag zum anderen feststellen, dass mir nicht mehr gefällt, was er schreibt. Heute verliere ich nicht mehr die Sinne, wenn ich sein Foto sehe. Seine Gedanken interessieren mich nicht mehr. Er hat sich nicht verändert, nur ich sehe ihn mit anderen Augen.
Mir geht es gut. Weder mein Körper noch meine Seele müssen Qualen erleiden.

 
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